Was ist Dopamin?
Dopamin, auch als Glückshormon bezeichnet, ist ein wichtiger Botenstoff für unser Belohnungszentrum und unsere Erwartungshaltung. Dank Dopamin machen und schaffen wir Sachen. Bereits bei dem Gedanken an eine spassige, sinnvolle oder lohnende Aktivität schüttet unser Gehirn Dopamin aus, um uns so zur Erfüllung dieser zu motivieren. Das können lang ersehnte Ziele oder kurzzeitige Befriedigungen wie Rauchen, YouTube oder Sex sein.
Hauptsache Belohnung. Und darin liegt die Krux.
Durch ein immer breiter werdendes Angebot an kurzzeitigen und schnelllebigen Belohnungen, z.B. feines Essen oder Instagram Likes, sind viele von uns konstant Dopamin überladen und quasi ständig reizüberflutet. Und als ob das nicht schon genug wäre, brauchen wir, um unseren Dopamin Spiegel zu halten, immer mehr davon. Dadurch verfallen wir schnell in eine Art Dopamin-Sucht-Spirale.
Das wiederum kann zur Folge haben, dass wir geneigt sind, langfristige Ziele aufzuschieben, weil wir uns stattdessen sehr viel einfachere und schnellere Belohnungen, in Form von kurzzeitigen Befriedigungen holen. Die Aussicht auf einen weiteren Dopamin Kick lässt uns stundenlang durch Social Media scrollen und hindert uns daran beispielsweise mit dem Rauchen, Trinken oder Zocken aufzuhören. Und nicht nur hindert es uns am Lassen dieser Sachen, auch hindert es uns daran die Motivation zu finden (die wir für das Starten eines größeren, langfristigeren Projektes dringend bräuchten), da unser Dopamin Spiegel ständig übersättigt ist und wird.
Was ist Dopamin Fasten?
Die Theorie hinter Dopamin Fasten, so wie ich sie verstehe, besagt, dass wir durch bewussten, temporären Verzicht auf alles was uns Spass macht oder das uns weiterbringt, z.B. gutes Essen, ein profitables Geschäft oder eine tolles Treffen, unser ständig überladenes Dopamin Level senken und unsere angestaute Toleranz dadurch abbauen können. Das wiederum soll zur Folge haben, dass uns nach einiger Zeit wieder Dinge spass machen, die uns davor vielleicht schon nichtmal mehr aufgefallen sind.
Langfristiges Glück, statt kurzzeitiger Befriedigung.
Warum Dopamin Fasten?
Wäre es nicht schön, gesund und nachhaltig, wenn uns durch die Haare wehender Wind wieder genauso erfreuen würde, wie es sonst nur ein beispielsweise zuckerreicher Nachtisch geschafft hat? Wann bist du das letzte Mal rausgegangen und hast dir gedacht: „Man, ist das ne tolle Luft. Wie schön, dass ich auf dieser Erde bin!“, ohne dass du kurze Zeit davor oder danach den Drang verspürt hast, etwaigen Süchten und Nöten nachzugehen, um dein Level an Zufriedenheit zu halten oder gar zu topen?
Wie geht Dopamin Fasten?
„Einfach“ auf alles verzichten, was dir Spass macht oder was dich weiterbringt. Ob immer mal wieder, bewusst während des Alltags zwischendrin, einen ganzen Tag oder sogar eine ganze Woche. Auf alles verzichten was sonst, oftmals sogar unbemerkt, unseren Alltag einnimmt, dominiert und ablenkt. Den Status Quo mit Hilfe des nüchternen Normalzustandes neu erleben und adjustieren. Lernen nur mit sich und seinen Gedanken sein zu können.
Kein Tabak und kein Alkohol, kein Sex und keine Selbstbefriedigung, kein Computer und kein Fernseher… noch nicht mal Lesen, Arbeiten oder Hausaufgaben machen. Sich nichts „gönnen“.
Ich sehe und nutze das Ganze auch als mentale Übung für meinen Geist und meine Willenskraft. Wer hat in dir das sagen? Du oder dein Verlangen? Kannst du einfach nur mit dir sein oder musst du dich mit irgendetwas ablenken? Und wenn du dich ablenken musst, warum kannst du nicht einfach nur mit dir sein? Da tun sich die spannendsten Fragen auf, wenn wir nur mal nicht mit Dopamin vor uns davon laufen.
Wie lange Dopamin Fasten?
Das kann ich dir leider nicht genau sagen. Ich würde denken, wenn dir der Entzug selbst anfängt soviel Spass zu machen, dass dir Nichtstun genügt, um Zufrieden zu sein, dann ist das schon ein ziemlicher Erfolg. Dennoch denke ich, dass viel wichtiger als die Dauer eines einzelnen Dopamin Entzugs, die Konsequenz ist, mit der ein dauerhaft gesundes Dopamin Level bewusst und routiniert gehalten wird.
Meine eigene Erfahrung:
Mir fällt es verdammt schwer nichts zu tun. Von wegen einfach leben. Ich habe das auf jeden Fall noch keine Woche durchgezogen. Größten Respekt vor allen, die das konsequent gemacht und geschafft haben. Ich freue mich auf den Tag, an dem auch ich dieses Ritual durchlaufen werde.
Bis dahin versuche ich mir das Wissen um Dopamin und seine Wirkung vor allem bewusst in meinen Alltag zu integrieren. Achtsam leben. Immer mal wieder, zwischendurch, bewusst bewusste Momente schaffen. In sich Räume der Ruhe finden. Frei von Elektronik und Eindrücken. Frei von schaffen müssen und frei von kreisenden Gedanken. Einfach immer mal wieder einfach nur für sich sein.