Das fertige Wachs in der Natur.

DIY Oilskin Wachs

Für dieses Rezept habe ich monatelange Recherche betrieben, obwohl es eigentlich altbekannt und ziemlich verbreitet ist. Dennoch gibt es viele verschiedene Variationen mit kleinen Unterschieden – die große Auswirkungen haben können.

Und wenn ich mir jetzt schon mühselig mein eigenes Tarp fertige, dann soll es auch möglichst wasserfest sein! Ich habe ein wenig herum experimentiert und durfte auch schon mit dem ein oder anderen gewachsten Stoff arbeiten. Diese Mischung scheint mir als die bisher Beste:

10 Teile Bienenwachs | 6 Teile Leinöl | 4 Teile Orangenöl | 1 Teil Kiefernholzteer

Bienenwachs ist super Wasserdicht – aber anfällig für Brüche. Dennoch haben wir hier (bei mir zuhause) einen Stoff, der mit nichts anderem als Bienenwachs imprägniert ist und der hält ziemlich dicht. Trotzdem wollte ich mich nicht nur darauf verlassen.

Dann zu den Ölen: Es gibt härtende Öle (z.B. Leinöl, Walnussöl, Tungöl) und nicht härtende Öle (z.B. Olivenöl, Avocadoöl, Mandelöl). Damit das Tarp nicht ewig Ölig bleibt, braucht es ein härtendes Öl. Darf aber auch nicht zu hart werden… Leinöl ist perfekt, denke ich! 

Zum Aushärten braucht das Ganze Sauerstoff – warm oder kalt ist egal. Achtung: Bei der Oxidation, der Aushärtung des Öles, entsteht Wärme. So können sich zum Beispiel in Leinöl getränkte Lappen (oder Schwämme etc.) von selbst entzünden! Bitte gut informieren.

Und nochmal Achtung: Ich habe in einigen Berichten gelesen, dass sich der gewachste Stoff mancher Leute nach einiger Zeit „zerfressen“ haben soll. Ich denke, dass könnte unter anderem an zu aggressiven, ätzenden Stoffen liegen, wie sie zum Beispiel in Leinöl-Firnissen vorkommen. 

Deshalb habe ich ganz besonders darauf geachtet auch wirklich reine Zutaten zu verwenden. Reines Bienenwachs, reines Orangenöl, reines Kiefernholzteer und auch wirklich reines, kalt gebleichtes Leinöl – ohne zugesetzte Trocknungstoffe und Sikkative – kein Firnis!

Reines Leinöl alleine dichtet gewebten Stoff schon ganz gut ab… Die Fasern ziehen das Öl auf, dort härtet es zähelastisch aus und in Folge dessen können diese dann kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen. Allerdings bleiben immer auch kleine Lücken zwischen den einzelnen Fasern. 

Dank der Oberflächenspannung von Wasser könnte das eventuell trotzdem schon reichen. Doch in Kombination mit dem Bienenwachs ergänzen sich beide Stoffe ideal. Das Öl härtet innen aus und das Wachs legt sich schützend über alles drüber.

Mit dem Orangenöl als Verdünner lässt sich das Gemisch dann auch leicht auf- und einreiben. Ausserdem lässt das dünnflüssige Öl das Wachs tiefer ins Gewebe eindringen. Beim Trocken verdampft es dann komplett und hinterlässt nichts als einen angenehmen Geruch.

Und den braucht es auch, denn der Kiefernholzteer hat’s in sich. Stinkt ganz schön geräuchert, Wildschweine sollen den Geruch wohl lieben! Kiefernholzteer lässt das Ganze UV-Stabil und Schimmelresistent werden. Und eine schöne, natürliche Farbe gibt’s gleich noch mit dazu.

Benötigte Zutaten zur Herstellung eines gewachsten Tarps.

Zum Anrühren und Lagern nutze ich immer einfache Einweg-Konserven-Gläser. Die lassen sich super im Wasserbad erwärmen und können danach, immer wieder easy, Luftdicht mit dem Schraubverschluss geöffnet und geschlossen werden. 

Ich hoffe die Anleitung animiert zum Selber-Kreativ werden. Die Rezeptur kann natürlich nach belieben ergänzt oder verändert werden, es gibt viele verschiedene, besser oder schlechter funktionierende Variationen – viel Spaß beim Experimentieren und frohes Schaffen!

Update: Ich habe und nutze das Tarp, welches ich mit dieser Mischung behandelt habe, jetzt seit fast zwei Jahren. Ich nutze es selten, aber es ist in super Verfassung. Bin sehr begeistert. Das Öl hält stabil und fühlt sich nicht klebrig oder schmierig an. Alles Tip Top, sehr robust.