Gerettetes Obst und Gemüse vom Markt in Spanien

Essen ohne Geld

Auf meinen Reisen hat mir das Thema „Essensbeschaffung (ohne Geld)“ oftmals die meisten Sorgen bereitet – obwohl es dass eigentlich gar nicht hätte müssen.

Wo Menschen sind, da ist auch Essen. Es wächst sprichwörtlich auf Bäumen. Und selbst wenn es mal hart auf hart kommen sollte und wir nichts finden, theoretisch könnten wir auch ein paar Wochen komplett ohne auskommen! Kein Grund zur Sorge also. Vor allem nicht im Herzen Europas, wo wir soviel Essen haben, dass wir es sogar wegschmeissen!

Mal eine Zeit geldfrei zu leben und zu reisen und bewusst auf materiellen Konsum zu verzichten ist ein Abenteuer, eine echte Herausforderung! Eine Lehre fürs Leben und ein Meilenstein für die eigene Philosophie. Gut für dich und gut für unseren Planeten.

Containern

Wenn ich auf Reisen bin, dann rette ich den Großteil meiner Nahrungsmittel aus Supermarkt Containern. Je reicher das Land, desto wahrscheinlicher, dass vor oder hinter dem lokalen Supermarkt volle Tonnen zu finden sind. 

Am liebsten pirsch ich mich dafür nach Ladenschluss an, wenn kein Personal mehr da ist. Sonntags ist auch sehr angenehm. Dabei versuche ich möglichst schnell und leise vorzugehen, um etwaigen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.

Auch achte ich auf Kameras und darauf, alles so zu hinterlassen, wie ich es vorgefunden habe, damit kein Verdacht geschöpft wird und keine zukünftigen, präventiven Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Leider sind eh schon viele Container abgeschlossen…

In den meisten Tonnen sind wirklich unglaubliche Mengen an noch gutem Essen zu finden, ähnlich Frisch wie es am Tag zuvor noch im Laden lag. Fast 50% aller Lebensmittel in der westlichen Welt werden verschwendet oder weggeworfen.

Gleichzeitig verhungern Millionen von Menschen! Die WHO schätzt, dass etwa 25% aller Menschen auf der Welt übergewichtig sind, während anderswo etwa 811 Millionen Menschen täglich mit akutem Nahrungsmangel und Unterernährung zu kämpfen haben.

Und als ob das nicht schon genug wäre – in einigen Ländern (z.B. in Deutschland) ist es sogar verboten Lebensmittel aus den Tonnen zu retten. Ich denke Containern und Lebensmittel retten ist nicht nur unser aller Recht, sondern unser aller Pflicht!

Deshalb – auch wenn jemand kommt und dich sieht – ruhig und freundlich bleiben. Selbstbewusst sein und herzlich mit den Leuten sprechen. Immer ordentlich bleiben und am besten auch argumentieren können, warum du machst, was du machst.

Erfragen

Gerne gehe ich auch auf Wochenmärkte und frage dort nach Resten, am besten kurz vor Marktende oder schon während des Abbaus. In den meisten Fällen waren diese Streifzüge erfolgreich. Für die Händler ist es eine Kleinigkeit – für mich sind es ein paar Mahlzeiten.

Genauso gut funktioniert das auch bei z.B. Tankstellen oder Bäckereien. Dort frage ich höflich nach unverkäuflichen Sachen die vielleicht runter gefallen waren oder noch vom Vortag sind. Jedes Mal erstaunt, wenn ich das Geschäft dann wieder mit vollen Taschen verlasse.

Andernfalls wäre es vielleicht weggeschmissen worden. Die Leute hinter den Theken sind auch nur Menschen und verstehen oftmals, nach kurzen Erklärungen, mein Anliegen. Meistens freuen sie sich mir helfen zu können – und ich bedanke mich recht herzlich dafür.

Nehmt es nicht persönlich wenn jemand ablehnt oder gar ausfallend wird. Viele Menschen denken rein geschäftlich – das Normalste auf der Welt in einer kapitalistisch denkenden Gesellschaft. Mir wurde mal mit der Polizei gedroht, als ich an einer Tankstelle nach Leitungswasser fragte… sehr lehrreich solche Momente.

Foodsharing

Eine ähnliche, wenn auch langfristigere Option könnte sein, den Ladenbesitzer oder Manager des Supermarktes eures Vertrauens direkt zu fragen, ob eine eventuelle Kooperation möglich wäre. So dass das Unternehmen in Zukunft dir die Lebensmittel direkt gibt, statt sie wegzuwerfen.

Mit den richtigen Worten und Argumenten stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit ganz gut, denke ich. Niemand verschwendet gerne Ressourcen. Der Laden vermindert seinen zu entsorgenden Müll und du bekommst feine Lebensmittel.

Sehr bekannt in Deutschland ist die Initiative Foodsharing. Die machen das in großem Maßstab und sind gut organisiert, ein Blick auf deren Website lohnt sich auf jeden Fall. Gibt dort auch eine Online Karte mit abholbaren Essenskörben in deiner Region!

Tablettieren

Weniger offiziell aber doch auch sehr köstlich: Tablettieren. Manchmal schau ich z.B. bei Fast-Food Restaurants oder Autobahnraststätten auf die Tische und die Servierwägen, wo die Leute ihre halb aufgegessenen Tabletts stehen lassen.

Häufig sind da noch ein paar feine Überbleibsel zu finden. Pommes sind besonders (un-)beliebt, die bleiben oft zurück. Aber Achtung: Die Angestellten mögen das meist überhaupt nicht gerne.

Sammeln

Dafür lässt’s sich in der Natur ganz ungestört und meist auch viel gesünder sammeln. Es gibt so viele essbare Pflanzen, Pilze, Früchte, Blätter, Wurzeln und Gemüsesorten, dass es unmöglich ist sie alle zu kennen.

Ich war total verblüfft, als mir zum ersten Mal gezeigt wurde, was ich in einem normalen Garten schon alles essen kann – Super viel! Nicht nur das grüne Grass selbst ist essbar, sondern auch das meiste dazwischen!

Löwenzahn, Brennnessel, Gänseblümchen, Schafgarbe, Spitz- und Breitwegerich, Vogelmiere, Kapuzinerkresse, Birkenblätter, Taubnessel, Bärlauch, Borretsch, Klee, Ringelblumen, Giersch, Knoblauchsrauke und vieles, vieles mehr…

Ähnlich interessant finde ich auch die heilenden Wirkungen vieler dieser Pflanzen. Die Pharmaindustrie extrahiert deren Wirkstoffe und verkauft sie uns dann, in teurer, ungesunder Pillenform wieder zurück. Aspirin statt Weidenrinde…

Deutlich besser und gesünder wäre es, wenn wir stattdessen einfach die Originalpflanzen verwenden und uns daraus zum Beispiel viel ganzheitlichere Tees, Aufgüsse, Öle und Tinkturen anrühren.

Fasten

Etwas abstrakter aber ebenfalls machbar: Einfach mal weniger Essen. Ein bekanntes Zitat besagt:

  • 3 Minuten ohne Luft
  • 3 Stunden ohne Wärme
  • 3 Tage ohne Wasser
  • 3 Wochen ohne Nahrung 

Drei Wochen klingen ganz schön lang, möchte nicht ausprobieren, ob das auch wirklich stimmt. Dennoch denke ich, dass wir als Gesellschaft uns sehr an viele, große Speisen gewöhnt haben und uns gelegentliches Fasten eigentlich nur gut tun kann.

Auch hier denke ich an „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“, so wie buddhistische Mönche. Alles kostbare Ressource und Leben welche wir konsumieren. Auch Pflanzen sterben! Fasten ist gesund und gutes Training für Körper, Geist und Seele!

Weiteres

Und wo wir gerade beim Thema sind: Auch in manchen Kirchen und Tempeln gibt es regelmäßige Essensausgaben. Andere Möglichkeiten wären z.B. Einrichtungen wie die Tafel, autonome Suppenküchen oder (öffentliche) Gemeinschaftsgärten. 

Auch übrig gebliebenes Gemüse auf den Feldern oder Stehlen oder oder oder… Wo Menschen sind, da gibts auch Nahrung! Und nicht nur da, denn Essen wächst buchstäblich auf Bäumen – kein Grund also sich deswegen große Sorgen zu machen!